Ergebnisse der Befragung zur Unterstützung psychisch erkrankter Familienmitglieder

Ergebnisse der Umfrage vom Dezember 2020

Corona und Mehrbelastung der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen

 

Liebe Mitglieder und liebe Freunde der AANB,

das Ergebnis unserer Fragebogenaktion zum Thema Corona und Mehrbelastung der Angehörigen im Dezember 2020 ist interessant.

Die Mehrzahl der antwortenden Angehörigen (65 %) gab an, dass es nicht viel Zeit gekostet hat, die AHA-Regeln zu erklären und es litten nach Aussage der Angehörigen nur verhältnismäßig wenige (26 %) unter der Angst, sich zu infizieren.

Anders sah das Ergebnis bei der Frage aus, ob „ich (der/die Angehörige) mich sorge, weil wichtige Therapien nicht stattfinden.“ Ja, diese Sorge war groß (54 %).

„Aufgrund des ohnehin mangelhaften Angebotes an therapeutischer Unterstützung, wie z. B. Ergo-, Kunst-, Sport- und Psychotherapie ergeben sich durch die Pandemie krasse Lücken in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen“, beschreibt Jarla Kausch die Situation, (Psychologiestudentin an der Fachhochschule des Mittelstandes, Hannover, und Praktikantin bei der AANB). *

Heute, 4 Monate nach Abgabe der Fragebögen würde das Ergebnis der Umfrage anders aussehen, denn so sieht die Welt heute für uns aus:

Leere in den Straßen und Einsamkeit vor allem Alleinlebender prägen unser Leben.

Die dauernde Angst vor Infektion wirkt sich auf die ohnehin eingeschränkte Belastbarkeit psychisch erkrankter Menschen aus, und zwar nicht nur bei denjenigen, die an Angststörungen und/oder Depression leiden. Es betrifft alle Menschen, besonders psychisch erkrankte.

Körperliche Nähe von nahestehenden Familienmitgliedern war vor Corona oft ein Trost, jetzt ist sie möglicher Weise gefährlich.

Wir alle hoffen, dass die Pandemie durch das Impfen großer Teile der Bevölkerung bezwungen wird. Für uns Angehörige bedeutet es, dass wir eine zusätzliche Aufgabe übernehmen müssen. Wir müssen uns um einen Impftermin für unser psychisch erkranktes Familienmitglied kümmern und darum, dass dieser Termin auch wahrgenommen wird.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass die Pandemie für uns Angehörige psychisch erkrankter Menschen eine zusätzliche Belastung darstellt. Über die Herausforderung der Hilfeleistung unter den bekannten erschwerenden Umständen werden wir sicher später in unseren Gruppen sprechen.

Wir, der Vorstand der AANB, bedanken uns an dieser Stelle bei Frau Kausch von der Fachhochschule Hannover für ihre Auswertung unserer Corona-Fragebögen.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Rose-Marie Seelhorst
Vorsitzende der AANB

*Der vollständige Bericht von Frau Kausch wird Ihnen gern zur Verfügung gestellt.